Es ist vollbracht… 2014 ist vergessen.
Nach einem Jahr und 8 Monaten Training bei Wind und Wetter komme ich wieder ins Frankenland um das Kapitel anständig zu Ende zu bringen.
Schon bei der Ankunft spürten wir die herzliche Stimmung von Familie Walchshöfer und dem gesamten Team.
Ok, es war auch buchstäblich eine Punktlandung. Durch den Stau bei der Anfahrt kamen wir grade noch rechtzeitig zur Registrierung. Danach schlenderten wir noch ein wenig über die riesige Triathlon-Expo und trafen meine Kollegin Angi mit Freund, die ebenfalls in Roth weilten.
Anschließend ging es zum Rad-Check-in an die Lände in Hilpoltstein. Hier war buchstäblich die Hölle los.
Aber das Rad war trotzdem rasch eingecheckt und am richtigen Wechselplatz. Der Weg zum dorthin war ebenfalls eingeprägt und so schnell wie wir gekommen waren, waren wir auch wieder weg.
Wieder in Roth saßen wir gegen 18 Uhr im gut gefüllten Zelt zur Wettkampfbesprechung. Ein Raunen und Jubel ging durch die Menge der Athleten als verkündet wurde, dass es trotz warmer Temperaturen im Main-Donau-Kanal kein Neopren-Verbot geben würde. 🙂
Anschließend trafen wir noch meine Eltern und wir schlenderten zu einer nahegelegenen Pizzeria. Die Bewertung erspare ich mir lieber, aber nach ca. 2 Stunden war das Essen auf dem Teller und ich kam dann doch später ins Bett als eigentlich gedacht… 😦
Nach ca. 2-3 Stunden Schlaf und schnellem Frühstück machten wir uns im Morgengrauen in Richtung Schwimmstart in Hilpoltstein auf.
Hier und da schälten sich Athleten aus den Betten ihrer Wohnmobile und strömten aus allen Richtungen herbei, immer der Musik aus den Boxen hinterher.
Die Sonne blinzelte langsam hinter den Bäumen vor und das Ufer samt Brücke war von Menschen-massen gesäumt.
In der Wechselzone herrschte Andrang und auch ich schaute nochmals bei Lucky Look vorbei, um die Radschuhe, Helm und Verpflegung anzubringen. Und vorsichtshalber nachzuschauen, ob die Reifen noch keinen Platzer erleidet hatten…
Aber alles gut, kein Grund zur Panik. Ich spazierte wieder auf den Weg nach draußen und zog mich mit meiner Freundin in eine ruhigere Ecke zurück, um die ersten Startwellen zu beobachten.
Gegen 7:15 Uhr wurde es dann langsam ernst. Kurzes Aufwärmen und in den Neoprenanzug packen.
Auf dem Weg zum Schwimmstart musste ich nochmals für kleine Jungs. Alle Dixies belegt, also in die Botanik. Da tauchte von hinten tatsächlich ein Kampfrichter auf, zeigte mir die gelbe Karte und verwarnte mich. Na klasse, war unnötig aber ansonsten hätte ich es sicher nicht pünktlich ins Wasser geschafft 😉
Um 7:45 Uhr ging es dann auf die 3,8 km. Am Anfang gab es die eine oder andere Keilerei, aber die Meute zog sich rasch auseinander und es war Platz im Wasser.
Nach knapp 1:15 h war ich wieder an Land, fischte schnell den Wechselbeutel und zog im Zelt den Neo runter. Endlich ging es auf’s Rad!
Anfangs erst einmal den Puls wieder etwas runterfahren und die Beine locker kreisen, bevor ich dann langsam das Tempo steigerte.
Die Strecke führte zwei Mal in 90-Kilometer-Runden um Roth. Ich kannte sie ja noch vom letzten Jahr und trotzdem faszinierte sie mich wieder. Da saßen die Leute mit Bierkrügen in kleinen Dörfern unter Schirmen am Streckenrand und feuerten die Sportler begeistert an.
Am Anstieg in Greding, wo Angi stand, lief es ebenfalls noch flüssig, wie auch danach.
Kurz vor den ersten 90 Kilometern ging es den berühmtesten Berg der Triathlon Welt hinauf: Den Solarer Berg!
Links und rechts standen die Menschen Spalier und ließen nur eine enge Gasse für die Sportler frei.
Als das Führungsmotorrad mitten im Anstieg hinter uns Tmo Bracht und Per Bittner ankündigte, machte sich bei mir etwas Sorge breit. Denn vor uns ging es auch nicht schneller. Und wenn die Jungs jetzt von hinten anfegen würden, dann könnte es an dieser Stelle verdammt eng werden…
Glücklicherweise scherte die Dame vor uns dann irgendwann endlich aus und wir konnten wieder etwas Gas geben. Bis die beiden Profis von hinten anflogen, waren wir aus dem Getümmel wieder draußen.
In Radrunde 2 hatte ich dann irgendwann eine längere Schwächephase. Ich weiß wirklich nicht warum. An der Ernährung konnte es nicht liegen. Aber es machte sich Müdigkeit breit und die Konzentration ließ nach. Teilweise fuhr ich wie im Wahn über die Strecke. Ganz da war ich nicht mehr.
Mir ging da schon das ein oder andere Horrorszenario durch den Kopf, wie da der anschließende Marathon werden wird…
Also verkürzte ich die Ernährungszyklen und irgendwann konnte ich mich dann zum Glück wieder fangen.
Der einsetzende Wind kostete mich an diesem Tage ebenfalls Körner.
Kurz vor Ende des Radfahrens stand mein Fanclub am Streckenrand in Hilpoltstein. Das tat gut und ich kurbelte lockerer in Richtung Roth, um die Haxen schon mal für’s Laufen vorzubereiten.
Bei der Einfahrt in Wechselzone T2 stand meine Schwester lautstark hinter dem Absperrgittern.
Mit 5:26:57 h war ich deutlich länger auf dem Rad als geplant.
Nachdem die Laufschuhe am Fuss saßen ging es gleich weiter auf die Laufstrecke. An der Verpflegung wanderte der erste Becher mit Wasser in den Mund, der andere über den Kopf zur Kühlung.
Die Sonne brannte nun auch. Da war es nicht verkehrt, dass ich mich von der freundlichen Helferin im Wechselzelt noch kurz eincremen ließ.
Auf der Laufstrecke war ich dann auch froh, als es dann in den Schatten ging. Bergauf zwar, aber es lief ganz gut.
Im Wald sah ich dann zum ersten mal die vielen bunten Schilder und Stoffbanner mit motivierenden Zeilen, die ich sonst nur von Fotos her kannte.
Kaum aus dem Wäldchen draussen, sehnte ich auch schon die erste Verpflegung herbei, von der aber weit und breit nichts zu sehen war. Bis ich sie dann erreichte, war es noch ein kleines Stück.
Anschließend ging es am Main-Donau Kanal entlang. Scheinbar endlos, aber es lief soweit für mich gut.
Irgendwann gesellte sich ein Eidgenosse zu mir und wir liefen fortan zu zweit- geteiltes Leid ist halbes Leid.
An Verpflegungsstellen griff ich mir Becher und Gel. Ab und an wanderte auch die Tablette Kochsalz aus meiner Tasche in den Rachen.
Bis Schwand lief es soweit ganz gut. Doch ab ca. Kilometer 15 krampften die Oberschenkel. Flüssig laufen war nun eine Qual und kontinuierliches Laufen nicht mehr möglich. Gehen und Laufen wechselten sich ab. Ich kam zumindest vorwärts.
Meine Schwester mit Freund standen irgendwann an der Strecke und machten Mut. Kurz darauf meine Freundin mit Timo und Julia. Das tat in diesem Moment richtig gut. Ich zeigte gleich auf meine Oberschenkel und erklärte, was los war. Kurz danach war ich dann wieder auf mich allein gestellt. Es ging aus dem Industriegebiet wieder in Richtung Wasser. Und der Blick in die andere Richtung des Kanals lässt sich mit einem Wort beschreiben: Endlos!
Ok, nicht dran denken und laufen, so gut es geht. Ich hangelte mich von Verpflegungsstelle zu Verpflegungsstelle. Spass machte das nicht mehr…
Richtung Eckersmühlen ging es zumindest mal etwas durch den Wald bergab. Aber den Beinen ging es trotzdem schlecht. Zusätzlich zur Verpflegung krallte ich mir jeden mit Wasser getränken Schwamm, den ich kriegen konnte.
Als ich die Brücke über den Kanal passierte und um den Wendepunkt kam war ich froh. Wieder etwas Gefälle…
Ab jetzt stieg ich dann auch langsam auf Cola anstatt der Iso-Plörre um.
Wieder am Kanal angekommen wieder das selbe Bild: Die endlose Weite am Ufer…
Irgendwann dann endlich Ankunft an der Schleuse und die letzten Kilometer nach Roth.
Gehen, Laufen, gehen… Was anderes blieb mir nicht. Kurz vor Roth ging es nochmal einen kleinen Anstieg hoch, bis es dann in Richtung Marktplatz ging. Hier saßen die Leute an Biertischgarnituren und klatschten begeistert ab. Noch ca. 2 km…
Angi stand mit ihrem Freund in der Fußgängerzone und feuerte nochmals an.
Stück für Stück kam ich dem Triathlonstadion näher. Als ich es dann erreichte und den roten Teppich unter meinen Füßen hatte, klatschte ich mit Chef Felix Walchshöfer ab: „Danke, Revanche für 2014 geglückt!“ 🙂
Noch 2 kleine Kurven, an meinen Leute vorbei und Nach 11:36:47 Stunden war es vollbracht.
Der Tag verlief aus sportlicher Sicht nicht nach Plan. Aber trotzdem durchgekämpft und das Ding ins Ziel gebracht- sogar schneller als 2012 in Frankfurt.
Und wieder mal gemerkt: Eine Langdistanz ist mit einer Mitteldistanz nicht vergleichbar. Da kann einiges passieren 😉
DANKE an meine Liebste, die mich beim Training immer super unterstützt hat. Und an meinen ganzen Fanclub vor Ort. Eure Anfeuerung tat verdammt gut!!! 🙂
Fotos: Timo, Nicole, Julia
Geschafft!!!!
Und neue PB!!
Und Luft nach oben, du läufst zu gut um dich mit der Zeit zufrieden zu geben.
20 Minuten auf dem Rad langsamer, 60 Minuten beim Laufen schneller?
Hehe, jetzt kommen die ganzen Schlaubergern……
Danke, Moritz! Tja, hat nicht alles astrein geklappt. Aber anständig gefinisht und neue PB. 😊
Mitteldistanzen liegen mir doch besser…😉
Hi Paddi,
Gratuliere zum Finish! Bei mir ging sich noch keine LD aus. Evtl. 2016. Dieses Jahr bin ich wieder im Allgäu am Start.
Hast Du eine Ahnung ob es eine offizielle Tauschbörse für ungenutzte Startplätze in Roth gibt?
Viele Grüße aus München,
Patrick
Hi Peter! Dankeschön. Man hat mal wieder gesehen: Eine LD ist keine MD und da kann so viel passieren… Naja, wenigstens das Ding anständig ins Ziel gebracht.
Eine Tauschbörse für ungenutzte Plätze in Roth gibt es nicht. Was nicht genutzt wird, wandert zurück in den Lostopf. Es gibt eine Nikolausaktion im Dezember, wo noch Plätze verlost werden. Bei Interesse, da einfach mal probieren 🙂
LG nach München